Treffen Kronstädter Journalisten
22.03.24
Anlass war der 186. Geburtstag der „Gazeta de Transilvania“
Im Muresenilor-Museum wurde am 12. März die heute leider verschwundene „Gazeta de Transilvania“ zu ihrem 186. Erscheinungsjubiläum gefeiert. Die Initiative kam, wie auch in den Vorjahren, von der Museumsleitung (Direktor Dr. Valer Rus; Abteilungsleiter Geschichte-Literatur Ovidiu Savu). Anwesend waren hauptsächlich ehemalige und gegenwärtige Journalisten, wobei alle Medien vertreten waren, neben dem Printmedium auch die Online-Presse, Rundfunk sowie Fernsehen.
Ioan Popa, ein Veteran der Kronstädter Presse, der sowohl für „Drum nou“ geschrieben hat (wie „Gazeta de Transilvania“ vom kommunistischen Regime umbenannt wurde) als auch für die post-revolutionäre „Gazeta de Transilvania“, war der erste dem das Wort erteilt wurde und der an die dramatischen Umstände erinnerte in der die erste freie Ausgabe der neuen „Gazeta“ am 23. Dezember 1989 geschrieben, gedruckt und verteilt wurde. Die Redakteure hatten noch Telefonanrufe erhalten von Parteiaktivisten, die nicht wahr haben wollten, was im Lande vorging. Was die Journalisten tun, wer ihnen die Genehmigung gegeben habe und wer die Kosten begleiche, wollte man wissen. Es werde an der Gazeta gearbeitet, die das Volk genehmigt habe und die die Revolution bezahlen werde, lautete die Antwort der Zeitungsmacher. Und Ioan Popa hatte noch was Anekdotisches beizusteuern. Weil die neue Zeitung noch keinen Direktor hatte, wurde der Name des Gründers George Baritiu angegeben. Dieser Herr Baritiu wurde dann auch für seine Arbeit von einem Leser beglückwünscht.
George Baritiu hatte mit Unterstützung und in Zusammenarbeit mit Johann Gött am 12. März 1838 die erste Nummer der „Gazeta de Transilvania“ herausgebracht „cu prea‘nalta voe“ (mit Genehmigung der Obrigkeit) wie über dem Zeitungskopf vermerkt wird. Die Zeitung erschien bis zum 26. Juni 2009 als sie in Folge finanzieller Schwierigkeiten eingestellt werden musste. Ähnlich erging es bis dann und in den folgenden Jahren auch anderen Kronstädter Zeitungen.
Die etwa ein Dutzend anwesenden Medienvertreter sprachen anschließend über die Art und Weise wie damals und wie heute Journalismus gemacht wird. Printmedien treten den Rückzug an, online-Presse gewinnt an Bedeutung. Es wird schneller aber auch oberflächlicher geschrieben, „Copy – Paste“ sei aber eine Disqualifizierung von echtem Journalismus, wurde festgestellt. Presse-Mogulen hätten der Kronstädter Presse geschadet wobei auch die drei Medien-Trusts genannt wurden (Mix, RTT und Nova) jeder mit seinen politischen Auftraggebern und finanziellen Zuwendungen. Das Lokalfernsehen ist inzwischen nicht mehr das was es war, wobei für viele überraschend der Rundfunk verloren geglaubtes Terrain zurück gewinnen kann.
Der Verfasser dieses Berichts ging in seiner Wortmeldung auf die Bedeutung der ADZ und der Karpatenrundschau als Printprodukt für die Leser aus den Reihen der deutschen Minderheit ein. Im online-Bereich erreicht man schnell und leicht weltweit Leser; die Zeitung in der Hand zu halten macht sie aber persönlicher und bringt sie näher. Das gilt vor allem für ältere Leser am Lande die mit moderner Technik nicht so leicht zurecht kommen wo aber leider der Vertrieb nicht entsprechend geregelt werden kann. So lange es möglich sei, sollten beide Varianten zur Verfügung gestellt werden.
Folgende Journalisten kamen zu Wort: Ioan Popa („Gazeta de Transilvania“, Atilla Ambrus (Brassói Lapok), Felicia Popa (Antena 1), Sebastian Dan (newsbv.ro), Florentin Cozmolici und Silvana Serban Enache (Radio România Brasov FM), Ovidiu Gradinar (TVS Holding), Sorin Tîrca (RTT), Ralf Sudrigian (Karpatenrundschau), Radu Coltea (BZB), Mihaela Parghel (BrasovMetropolitan.ro), Emese Veres (ungarischer staatlicher Rundfunk). Genica Vulcan, die Ehefrau des Arztes Florin Vulcan, ein Nachfahre von Iosif Vulcan, sprach über die Beziehungen von Iosif Vulcan zu Kronstadt. Wenn Baritiu der bedeutendste rumänische Zeitungsdirektor seiner Zeit war, so war Iosif Vulcan mit seiner in Großwardein erscheinenden Zeitschrift „Familia“, der wichtigste rumänische Verleger in Siebenbürgen, der unter anderem auch als erster Gedichte von Eminescu einem breiteren Leserkreis bekannt machte. Was wenige wussten: Frau Genica Vulcan ist es zu verdanken, dass in Sinca heute ein Gedenkhaus für Iosif Vulcan steht, da erwiesen ist, dass diese rumänische Intellektuellen-Familie aus diesem Dorf stammt. Eine interessante und lebendige Gesprächsrunde die auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten ermöglichte, klang passend aus mit von der Schauspielerin Nora Vlad vorgetragenen Gedichten, am Klavier begleitet von Simona Patriche.
Ralf Sudrigian
Die erste und die letzte „Gazeta de Transilvania“ zusammen mit der Beilage „Foaie pentru minte, inima si literatura“ und der Ausgabe vom 23. Dezember 1989.
Foto: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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